Seit ich (wie es so meine Art ist) mich mit eigenen Beiträgen und Statements in die Debatte einmische, wer Shakespeare in Wirklichkeit war, geht's rund. Aber was habe ich auch erwartet: Man mischt sich nicht ungestraft in einen Glaubenskrieg ein. In eine Schlägerei, muss man wohl eher sagen, zwar mit Worten geführt, aber voller emotionaler Aggressivität. Obwohl - die Sekretärin der ehrwürdigen (oder soll man sagen: verkalkten?) "Deutschen Shakespeare-Gesellschaft" wählt die kühle, kurz angebundene Zurückweisung:

Von: "Deutsche Shakespeare-Gesellschaft" <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>
Betreff: AW: 400ster Todestag von William Shakespeare
Datum: 4. April 2016 um 12:01:29 MESZ
An: <Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!>

 

Sehr geehrter Herr Schaefer,
der Vorstand der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft nimmt grundsätzlich keine Stellung zu Publikationen, welche die Autorschaft Shakespeares in Zweifel ziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Bxxxxx Rxxxxxx
 
Deutsche Shakespeare-Gesellschaft e.V.
Geschäftsstelle Weimar
Windischenstraße 4-6
99423 Weimar
Deutschland
 
Dabei ziehe ich in meinem Essay ja nicht Shakespeares Autorschaft in Zweifel, sondern nur die Identität des Autors mit dem Kleinkaufmann Shakspere aus Stratford. Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Mir fiel der ironische Satz ein:
"Sehr geehrter Herr Galilei, die Katholische Kirche nimmt grundsätzlich keine Stellung zu Publikationen, die die Scheibengestalt der Erde in Zweifel ziehen." Na ja, wenigstens wird man nicht mehr auf dem Scheiterhaufen verbrannt...
Aber auf Facebook ging's dann richtig ab. Zu einem Beitrag über Shakespeares Testament stänkerte ich: "Hört auf zu glauben, dieser Mann sei der Barde gewesen! Er konnte nicht einmal schreiben!" (Man muss wissen: Das Testament ist nicht von Shakespeares Hand geschrieben, und die Unterschriften sind krakelig bis unleserlich; nach Ansicht vieler Experten mühsam antrainiert.) Oha, da kriegte ich folgende verbale Maulschelle:  
 

If you insist on re-mouthing old nonsense that scholars readily dismissed decades ago, sorry, but I'm going to continue being insulting. Come up with something new that demands some thought and you'll have my respectful attention. ... (...) It's more than clear that Shakespeare could write. As for the books, the idea that Shakespeare had no books when he died is based on entirely nothing. Because no books are mentioned in the will? No brooms are mentioned in the will either, are we to assume the Shakespeares owned no broom? The "tens thousands" Oxfordists you seek to safety in numbers among are the object of scorn for the hundreds of thousands and millions of admirers of the works of a genius born in Stratford-upon-Avon in 1564. How anyone who has actually read the works we know to be written by de Vere could pretend that he also wrote Shakespeare's work boggles the mind. The man was a clod. Not to mention the fact that he's too old, oh and was dead the final decade Shakespeare was writing. Basta.

Nur eines dazu: Bücher waren um 1600 absolute Wertgegenstände und Erbstücke. Eine Bibliothek, wie sie der echte Shake-speare besessen haben muss, war ein Vermögen wert. Und dieser Heini setzt Bücher mit Kehrbesen gleich, um einen Grund liefern zu können, dass in Shaksperes Testament keine Bücher vorkommen.... Aber dafür mit Schaum vor dem Mund. Gut, ich bin auch aggressiv. Oder sagen wir: leidenschaftlich. Aber wenn ich dann solchen Schwachsinn geliefert bekomme, schmunzele ich beruhigt in mich hinein: Dieser Stratforder FAKEspeare ist nicht zu retten. Und das ist gut so.