Was Kapitalismus mit Ratten zu tun hat
Ratten sind schlau.
Es ist deshalb sehr schwer, sie zu bekämpfen.
(Sie bekämpfen zu wollen gibt es allerhand Gründe, denn durch ihre exorbitante Fortpflanzungsfähigkeit werden sie dem Menschen schon rein zahlenmäßig zur Plage. Sie fressen überall Vorräte weg und verbreiten Krankheiten, weil sie sich oft in ziemlich unappetitlichen Lebenswelten tummeln. Spätestens dann, wenn einem aus der Kloschüssel eine Ratte entgegenschaut; wenn sie womöglich gar aus der Schüssel herausspringt und im Badezimmer herumrennt, dürfte für jeden von uns der Spaß aufhören. Und das sind keine Greuelmärchen, das passiert immer wieder. Fragen Sie Ihre Gemeindeverwaltung.)
Nun hat der Mensch über Jahrhunderte hinweg Gelegenheit gehabt zu lernen, wie man die cleveren Ratten austrickst. Über die brachialen Totschlagfallen amüsieren sie sich ja fast, hat man das Gefühl. Sie sind viel zu clever, um auf sie reinzufallen. Ratten sind so misstrauisch, sie riechen den Braten sofort. Sie würden allzu offensichtliche Tötungsmethoden deshalb schnell durchschauen. Und so hat der Mensch also eine Tötungsmethode ersonnen, die die Ratten nicht durchschauen. Sie besteht darin, einen unwiderstehlich leckeren Köder anzubieten, der die Ratte mit Verzögerung und schleichend tötet, so dass die anderen Ratten nicht merken, dass eine unnatürliche Todesursache im Spiel ist. Denn äußerlich bleibt die Ratte unverletzt; sie stirbt an inneren Blutungen.
„So clever, das zu durchschauen, sind die Ratten dann also doch nicht“, sagte meine Frau.
Und das war der Punkt, an dem ich an den globalen Kapitalismus denken musste.
Komisch. Warum nur?
Weil die menschlichen Gesellschaften rund um den Globus, metaphorisch gesprochen, an inneren Blutungen dahinsiechen und verrecken. Es findet eine schleichende Verödung solidarischer und humaner Werte und die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen statt. (Das ist in den USA im finalen Stadium zu besichtigen.) Warum?
Weil die globale Menschheitsfamilie in ihrer Gier auf viele leckere Köder hereinfällt, die ihr von großen globalen Spielern sehr preisgünstig angeboten werden. Und wie die Ratten ist die globale Menschheitsfamilie nicht clever genug, den tödlichen Preis zu sehen, der dafür bezahlt werden muss. Sie durchschaut den Zusammenhang zwischen billigen Köderwaren und dem innerlichen Verbluten von Demokratie, Solidarität und zivilgesellschaftlichen Werten nicht. Er ist ja auch nicht offensichtlich. Offensichtlich wird er erst, wenn man sich klarmacht: There is no free lunch. Die Köderwaren sind nicht kostenlos oder billig, sondern toxisch. Und zwar, weil ihr versteckter Preis anderswo sehr teuer bezahlt werden muss.
Nämlich dadurch bezahlt werden muss, dass zwei Drittel der Menschheit für Hungerlöhne im Dreck, in der Sklaverei, im KZ schuften müssen. Dadurch bezahlt werden muss, dass für soziale Infrastruktur, für Demokratie, Solidarität und zivilgesellschaftliche Werte (was in Deutschland einmal „soziale Marktwirtschaft“ hieß) kein Geld mehr da ist. Dadurch bezahlt werden muss, dass für Krankenhäuser, für Pflege, für das Gemeinwohl kein Geld mehr da ist. Geld ist nur noch für die Fabriken da, in denen die billigen, leckeren, aber toxischen Köderwaren hergestellt werden. Und für die großen Spieler, die Oligarchen, die diese Fabriken betreiben und ihre Riesenspielzeuge finanzieren.
Die Köderwaren schmecken gut, sind lecker. Sie töten ganz langsam und unmerklich. Die globale Menschheitsfamilie ist am Verrecken, aber niemand bemerkt den Zusammenhang mit der kapitalistischen Profitgier. So clever sind die Menschen dann halt doch nicht.
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